ENERGIE-EFFIZIENZ – FORTSCHRITT ODER ETIKETTENSCHWINDEL?

Im Zuge der Etikettengläubigkeit unserer Gesellschaft war es eine Frage der Zeit, bis auch bei Aufzügen mit "Green" und "Energieklasse A" geworben würde. Nicht alles was als "nachhaltig" deklariert wird, ist es auch…

Weil der gleiche Aufzugstyp in verschiedene Gebäude mit unterschiedlicher Nutzung eingebaut werden kann und dort unterschiedliche Resultate liefert, gibt es keine Möglichkeit, einen Lifttypen eindeutig einer Energieeffizienzklasse zuzuteilen. Der gleiche Aufzug, der im einen Gebäude in die Energieklasse A eingeteilt werden darf, kann in einem anderen Gebäude nur Klasse B erreichen. Ein Aufzug kann im Stillstandsverbrauch die Energiebedarfsklasse A erreichen und beim Fahren Klasse B — bei einem anderen Lift ist es genau umgekehrt. Welches "Label" erhält ein Lift nun — wo liegt die Wahrheit? Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) versucht mit einer Berechnungsformel eine Annäherung an das Thema, doch der Weisheit letzter Schluss ist noch nicht gefunden. Während Ingenieure eher skeptisch reagieren, nutzen Marketingmanager die Etikettengläubigkeit der Kundschaft und werben vollmundig mit "Energieklasse A".

Allgemeine Aussagen, wonach eine Technologie besser oder effizienter ist als eine andere, sind grundlegend falsch. Welche Technologie oder Konstruktion sinnvoller ist, hängt von der Art des Aufzugs, dessen Einbausituation und vor allem von der Nutzungshäufigkeit ab.

Schon fast dogmatisch mutet die Aussage gewisser Verkäufer an, hydraulische Aufzüge seien eine veraltete Technologie. Wer nüchtern rechnet und Fakten hinterfragt, kommt meist zu einem anderen Resultat:

Wegen der höheren Anschlussleistung des Hydraulikaufzugs wird oft voreilig der Schluss gezogen, diese Antriebsart verbrauche mehr Energie als ein Aufzug mit elektromechanischem Antrieb. Bei Aufzügen mit geringen Fahrtenzahlen ist oft das Gegenteil der Fall. Der Standby-Verbrauch wirkt sich erheblich auf den gesamten Energieverbrauch eines Aufzugs aus (laut einer europäischen Studie bis zu 80%), insbesondere wenn der Aufzug wenig benutzt wird. Aufzüge mit getriebelosen Antrieben sind wegen des begrenzten Energieverbrauchs während der Fahrt die effizienteren Anlagen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass bei dieser Aufzugsart der Einsatz eines Frequenzumrichters notwendig ist, der zu einem höheren Verbrauch im Ruhezustand führt. Hydraulikaufzüge haben in der Regel keinen Frequenzumrichter und damit einen tieferen Verbrauch im Ruhezustand (Standby). Sie sind deshalb die effizientere Lösung bei niedrigen Gebäuden und geringer Nutzung, und das sind immer noch die Mehrheit der Gebäude in der Schweiz. Frequenzgeregelte Aufzüge können ihren Vorteil dann ausspielen, wenn sie häufig benutzt werden.

Ebenso wenig "green" sind Aufzüge mit Energierückgewinnung, wenn sie nur mässig oder wenig genutzt werden. Energie zurück gewinnen kann man nur dort, wo viel Energie verbraucht wird. Ist letzteres nicht der Fall, schlägt die graue Energie für die Herstellung der zusätzlich erforderlichen Ausrüstung dermassen negativ zu Buche, dass statt "green" eine Energieverschwendung resultiert. Von den hohen Investitionskosten ohne nennenswerte Einsparung gar nicht zu reden. Geradezu lächerlich mutet die Aussage eines Anlageanalysten an, ein  Anbieter sei besonders nachhaltig, weil er einen Aufzug entwickelt habe, der "fast ausschliesslich" mit Solarstrom funktioniere. Das ist Greenwashing par excellence, denn Motoren funktionieren mit jedem Strom, egal, ob dieser aus Wasserkraft oder Atomkraftwerken stammt.

Energiesparen kann man auch, indem man weniger Masse bewegt, also leichtere Aufzüge baut. Führen Einsparungen bei der Robustheit aber zu einer Verkürzung der Lebensdauer, wird der Gesamtenergieverbrauch sogar noch grösser. Unter Nachhaltigkeit verstehen nicht alle das Gleiche. Ist ein Aufzug mit sparsamerem Antrieb, der chronisch überlastet wird und deswegen eine kürzere Lebensdauer hat nun nachhaltiger als einer mit grösserem Antrieb und längerer Lebensdauer? 

Wir verstehen unter Nachhaltigkeit reparierbare und ressourcenschonende Konstruktionen. Bei uns findet der grösste Teil des Herstellprozesses im eigenen Werk mit eigenem Personal statt und von dort geht das Material direkt zur Baustelle. Es sind also keine zusätzlichen Transportwege nötig mit hohem CO2 Ausstoss und riesigen Verpackungsbergen wie bei Produkten, die von diversen Fabrikationsstätten irgendwo in Europa zu einem Lagerhaus und von dort zur Baustelle transportiert werden. Reparieren und sanieren statt ersetzen, dort wo es sinnvoll ist. Das ist unser Beitrag zu nachhaltigem Unternehmertum. Dass wir mit blue-energy, d.h. Strom aus regionaler Wasserkraft, produzieren, versteht sich von selbst.

Wer sich wirklich für Nachhaltigkeit interessiert, kommt nicht darum herum, sich zu informieren, zu hinterfragen und zu vergleichen.

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